Profil- und Kompetenzbereiche

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Profilbereiche

Um die Profilschärfung im Bereich der Forschung weiter zu intensivieren, fokussiert sich die Universität Siegen auf die Förderung und den Ausbau der vorhandenen international sichtbaren Profilbereiche und Forschungsschwerpunkte. Profilbereiche zeichnen sich durch langjährige Forschungsstärken in der Grundlagenforschung aus, die durch nachgewiesene past merits bereits profilbildend an der Uni Siegen etabliert sind, aber auch für zukünftige Forschung weiter gestärkt und ausgebaut werden sollen. Die Profilbereiche der Universität Siegen bilden thematisch fokussierte, teilweise interdisziplinär ausgerichtete Forschungsschwerpunkte ab, die die großen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen adressieren.

Medien & Kultur

Der traditionell forschungsstarke Profilbereich Medien & Kultur untersucht mediale und kulturelle Praktiken der Gegenwartsgesellschaft und ihre sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Derzeit fokussiert sich die Forschung auf die Ubiquität von Medienpraktiken und die Transformation der Gesellschaft durch neue Formen der Beachtungsmessung und entwickelt neue methodische Ansätze und Theorien. Neue sensorgestützte oder autonom agierende Medien sowie die damit verbundenen durch Algorithmen oder Smart Devices determinierten Datenpraktiken prägen die gegenwärtige Entwicklung unserer Gesellschaft von einer digitalen Netzwerkgesellschaft zu einer Datengesellschaft. Algorithmen und Automatisierung treiben auch die Ermittlung von Popularitätswerten (likes, usage, sales etc.) in Rankings aller Art voran, mit gravierenden Folgen für die soziale Verteilung von Beachtung und ihrer Legitimation in Kunst und Literatur, Wissenschaft und Politik, Religion und Erziehung. Der damit verbundene grundlegende soziale und kulturelle Wandel betrifft nicht nur unsere Wahrnehmung und unsere Kommunikationsstrukturen, sondern beeinflusst maßgeblich unser soziales Leben und unsere kulturelle und politische Identität.

Die transdisziplinäre Forschung dieses Bereichs analysiert diese Entwicklungen und verbindet Kultur-, Literatur- und Medienwissenschaften, Sprach- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Erziehungswissenschaften, Psychologie, Ökonomie und Informatik. Mit derzeit zwei Sonderforschungsbereichen ist die Universität Siegen einer der international herausragenden Standorte auf dem Gebiet der praxeologisch orientierten Medien- und Kulturwissenschaften.

Bildung & Soziales

Der Profilbereich Bildung & Soziales fokussiert soziale Integration als Herausforderung für eine zunehmend diversifizierte und sich dynamisch verändernde Gesellschaft. Bildung, soziale Teilhabe, Migration und Sozialsysteme sind Themenfelder, die Herausforderungen einer inklusiven und von Diversität und Mobilität geprägten Gesellschaft adressieren. In intensiver Zusammenarbeit der Fächer Soziale Arbeit, Förderpädagogik und Soziologie widmen sich inter- und transdisziplinäre Verbundprojekte der Erforschung des Wohlfahrtsstaats und seiner Governance-Strukturen sowie der Ermöglichung von sozialer Teilhabe aus unterschiedlichsten Perspektiven: Konkret werden intendierte wie auch nicht-intendierte Folgen Sozialer Hilfen aus der Sicht der adressierten Personen erforscht. Der Untersuchungsgegenstand eines weiteren Forschungsverbundes ist die Frage, wie Migration Institutionen verändert und wann Institutionen (im-)mobilisieren; dieser Verbund führt unter soziologischer, ethnologischer und politikwissenschaftlicher Perspektive, Migrationsforschung und soziologische und politikwissenschaftliche Institutionenforschung zusammen.

Sensorik & Visual Computing

Im Zentrum des Profilbereichs Sensorik & Visual Computing stehen zukunftsweisende sensorische und nanotechnologische Forschungen und Entwicklungen. Alleinstellungsmerkmal der Universität Siegen ist die enge interdisziplinäre Kooperation von physikalischer und chemischer Grundlagenforschung, mikroelektronischer Sen­sorentwicklung sowie informationstechnischer Datenverarbeitung. Einen Forschungsschwerpunkt bil­det die Erforschung und Entwicklung  intelligenter Sensorsysteme, die unter Nutzung neuer Methoden des maschinellen Lernens, eine zeitgleiche und integrierte Betrachtung der Hardware und der Informationsverarbeitung ermöglicht. Diese in hohem Maße interdisziplinärer Arbeitsweise und eng vernetzte Kooperation zwischen den beteiligten Disziplinen eröffnet vielfältige Vorteile hinsichtlich der Dateneffizienz, des Persönlichkeitsschutzes und der ubiquitären Integrierbarkeit künf­tiger Sensorsysteme. Das Zentrum für Sensorsysteme (ZESS) bildet mit seinem Schwerpunkt „Smart Sensing“ den etablierten Kondensationspunkt dieser Forschung. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt umfasst die biomolekular unterstützte Sensorik, personalisierte digitalisierte Medizin oder sensorbasierte Systeme und Materialen für die Diagnostik, die im Research Center of Micro and Nanochemistry and (Bio)Technology (Cμ) mit Methoden der Mikro- und Nanochemie und mikroelektronischer Sensorentwicklung erforscht und entwickelt wird. Auch dieser Forschungsbereich ist von einem hohen Maß an Interdisziplinarität geprägt, der die Arbeitsgebiete nanotechnologische Inte­gration, ubiquitäre Sensorik und die Entwicklung intelligenter autonomer Erkennungs- und Klassifi­ka­tions­methoden bündelt. Die für beide Schwerpunkte relevante Entwicklung integrierter elektro­tech­nischer und chemischer Sensoren wird nachhaltig durch den Neubau des Interdisziplinäres For­schungs­zentrum für Nanoanalytik, Nanochemie und cyber-physische Sensortechnologien (INCYTE) getragen.

Materie & Quantensysteme

Der Profilbereich Materie & Quantensysteme umfasst die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung im Bereich der Elementarteilchenphysik und der Quantenoptik. Als ausgewiesener international sichtbarer Bereich der Universität Siegen wird in den koordinierten Verbundprojekten theoretische und experimentelle Physik zur Erforschung der Materie und der Quanteninformationstechnologie betrieben. Die theoretische Forschung in der Elementarteilchenphysik befasst sich mit konzeptionellen Aspekten der Quantenfeldtheorie, mit der Entwicklung mathematischer Methoden zur Durchführung von Präzisionsberechnungen im Rahmen des Standardmodells der Teilchenphysik und seiner möglichen Erweiterungen. Dabei liegt der Fokus auf schweren Quarkflavours, Quantenchromodynamik, Higgs-Physik und neuen Modellen jenseits des Standardmodells. Die Entwicklung neuartiger Detektoren und die Analyse von Daten aus zwei großen Experimenten, dem ATLAS-Experiment am Large Hadron Collider (LHC) und dem Pierre-Auger-Observatorium, stehen im Mittelpunkt der experimentellen Forschungsaktivitäten in der Teilchenphysik. Die Forschungen sind in international einschlägigen Kollaborationen, wie dem CERN oder dem DESY eingebettet. Die Quantenoptik und die Quanteninformationstheorie bilden einen weiteren aktuellen Forschungsbereich. Die Erforschung eines innovativen Quantenkernmoduls als Grundbaustein eines künftigen Quantencomputers wird im Verbund mit anderen Hochschulen und der Wirtschaft vorangetrieben.

Kompetenzbereiche

Die Universität Siegen unterstützt Forschungsaktivitäten, die zukunftsweisende Trends aufgreifen und neue Forschungsgebiete prägen und mitgestalten. Diese Kompetenzbereiche sind zum einen forschungsaktive Bereiche, die sich noch im Aufbau bzw. in einer Neuausrichtung befinden und die seitens der Hochschule weiter ausgebaut und gestützt werden, um damit die Basis für innovative Forschungscluster und koordinierte, großformatige Forschungsverbünde zu legen. Zum anderen beinhaltet dies Forschungsgruppen, die anwendungs- und praxisorientierte Forschung mit der Ausrichtung auf Transfer betreiben.

Smartes Arbeiten & Smarter Alltag

Im Kompetenzbereich Smarte Arbeit & Smarter Alltag steht die Gestaltung gelungener smart pro­duction, Prozessoptimierung für KMU auf der Basis von künstlicher Intelligenz, sowie smarten Anwen­dun­gen für den Alltag im Fokus. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Konsequenzen und  Chancen der Digitalität für den Verbraucher und die regionale Wirtschaft, insbesondere für kleine und mittel­ständischen Unternehmen. Der Transfer zwischen Wissenschaft und regionalen KMUs findet in Ver­bundprojekten und Kompetenzzentren statt, in denen die konkrete Realisierung von smarter Produktion oder die Erforschung neuer innovativer Werkzeugkonzepte und Bauteile erprobt werden. Einen Kern­punkt dieses Kompetenzbereichs bildet die Erforschung und Gestaltung von Mensch-Maschine-Inter­aktion sowohl in der Arbeits- als auch der Alltagswelt. Dies umfasst smarte Anwendungen im Bereich von Nachhaltigkeit und Ressourcenoptimierung bis hin zur Gesundheits­vorsorge und Assistenzrobotik für die alternde Gesellschaft. Wie Technologie gestaltet werden kann, um vom Menschen akzeptiert, ge­nutzt und als bedeutungsvoll erlebt zu werden, ist dabei die zentrale Fragestellung.

Nanotechnologie & Neue Materialien

Die Entwicklung hocheffizienter Materialien und Herstellungsverfahren, die den Ressourcenverbrauch minimieren, die Leistungsparameter maximieren und ökologisch nachhaltig sind, steht im Fokus des Kompetenzbereichs Nanotechnologie & Neue Materialien. Zu den Arbeitsgebieten gehören auch Materialien, die unendlich viele Arbeitszyklen überdauern können, nanostrukturierte Verbundstoffe, intelligente multifunktionale Materialien, mikro- und nanostrukturierte (Bio)materialien, Systeme zur Überwachung der strukturellen Integrität, sowie Verbundwerkstoffe für den Leichtbau in der Auto­mobil­produktion. Angesiedelt sind diese Forschungsaktivitäten neben dem Research Center of Micro and Nanochemistry and (Bio)Technology (Cμ) vor allem am interdisziplinären Zentrum für Innovative Materialien und im Bereich des Maschinenbaus an der Universität Siegen. Mit dem Neubau des Interdisziplinären Forschungszentrums für Nanoanalytik, Nanochemie und Cyber-physische Sen­sor­­technologie (INCYTE)  sollen die drei zentralen Bereiche, Materialforschung, Sensorentwicklung und skalenübergreifende Charakterisierung zusammengeführt und die infrastrukturelle Basis für eine zukunftsorientierte, interdisziplinäre Erforschung und Entwicklung neuer Materialien und Sensoren gelegt werden.

Gesundheitsversorgung & Alternsforschung

Der Fokus des Kompetenzbereichs Gesundheitsversorgung & Alternsforschung liegt auf einem an­wen­dungs­nahen Ansatz zur individualisierten, evidenzbasierten und integrierten Gesundheits­ver­sorgung. Entwickelt und erforscht werden innovative Versorgungsmodelle für ländliche Regionen mit eingeschränktem Zugang zum Gesundheitssystem, vor allem im Kontext des Modellprojekts „Medizin neu denken®“ und der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD). Der Einsatz bio­medizinischer Sensorik, mobiler Gesundheitsinformationstechnologie oder die Nutzung digitaler Assistenz­systeme stehen im Zentrum. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Alternsforschung und auf IT-Anwendungen für die alternde Gesellschaft. Im Gerontologie-Netzwerk Siegen (GeNeSi) werden in interdisziplinären Forschungsprojekten die Voraussetzungen und Konzepte für gutes und selbstbestimmtes Altern analysiert und entwickelt, gemeinsam mit Partnern  aus Gesundheit, Wirt­schaft, Politik und Pflege.

Videos aus der Forschung